Geschichte

Woran erinnerst Du?

Die Nationalsozialisten nutzten die Landbevölkerung gezielt für ihre Ideologie und Expansionspolitik. Über Gesetze und Kontrollen bestimmten sie die landwirtschaftliche Produktion und das Recht, Bauernhöfe zu führen. Sie inszenierten eine „heile Welt“ unter dem Begriff „Heimat“, die nur diejenigen einschloss, die dem NS-Regime entsprachen. Andere wurden systematisch diffamiert.

Viehschau vor der Tierzuchthalle Kempten (© Stadtarchiv Kempten)
Allgäuer Tierzuchthalle Kempten. Aufgenommen am 3. Mai 1933
Foto: G. Bischofberger / StadtAKE
Hitler-Versammlung auf dem gelände der Allgäuer Tierzuchthalle, nachmittags
Am 30. Juli 1932 spricht Adolf Hitler auf dem Gelände der Tierzuchthalle. Bereits zum dritten Mal öffentlich in Kempten nach 1923 und 1928.
Foto: Hauck / StadtAKE

Wer war hier?

Auf den Höfen im Allgäu war Zwangsarbeit von 1940 bis 1945 allgegenwärtig. Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wurden auch in Mühlen, Molkereien und Käsereien eingesetzt. Sie erhielten wenig bis keine Entlohnung und lebten unter menschenunwürdigen Bedingungen. Ohne sie wäre die Lebensmittelversorgung im Krieg jedoch nicht möglich gewesen.

Stilisierte Darstellung einer als Ostarbeiterin gekennzeichneten Frau aus der Ukraine (©Stadtarchiv Kempten)
Ukrainerin eingesetzt im Grünland-Käseschmelzwerk Kempten 1944
Bild: Dietrich / StadtAKE
Dorfbuben und HJ bauten ein Funkenfeuer mit Fruchtbarkeitsrune in Theinselberg (Aus: Das Schöne Allgäu, ©Stadtarchiv Kempten)
Ein Funkenfeuer bei Theinselberg/Unterallgäu mit "heidnischen" Symbolen.
Foto: Karl Schnieringer
Strafappell im KZ-Außenlager in der Kemptener Tierzuchthalle (Zeichnung: Paul Bermond, © Stadtarchiv Kempten)
Strafappell im KZ Kempten, aus Paul Wernet: Souvenirs de Captivité Heft 1 (18) 1944-1945
Zeichnung: Paul Bermond / Heimatverein Kempten

Was ist hier geschehen?

Das NS-Regime verschleppte systematisch Millionen Menschen aus besetzten Gebieten, um die deutsche Wirtschaft und Landwirtschaft zu stützen. 1944 waren etwa 7,65 Millionen Menschen zur Zwangsarbeit gezwungen, was ein Viertel aller Beschäftigten ausmachte. Besonders in der Landwirtschaft war fast die Hälfte der Arbeitskräfte zwangsrekrutiert.

Die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, oft junge Menschen aus Polen, Frankreich, der Ukraine und Russland, wurden ihrer Identität beraubt und als „minderwertig“ ausgebeutet. Jüdische Landwirte und Händler wurden durch Verfolgung und „Arisierungen“ aus der Landwirtschaft verdrängt, ihre Betriebe geschlossen oder übernommen. Diese Entrechtung löschte lange bestehende Verbindungen zwischen jüdischer und christlicher Landbevölkerung aus.

Polnische Arbeiterinnen und Arbeiter werden in der Tierzuchthalle Kempten vor ihrem Arbeitseinsatz registriert (© Stadtarchiv Kempten)
Polnische Arbeiterinnen in der Tierzuchthalle, 23. April 1940
Foto: Günter Vogler / StadtAKE
Polnische Arbeiterinnen 1940 vor ihrem Arbeitseinsatz in der Kemptener Tierzuchthalle, im Vordergrund ein Polizist (© Stadtarchiv Kempten)
Polnische "Fremdarbeiterinnen" sitzen am 23. April 1940 in den Rängen der Allgäuer Tierzuchthalle, die zu dieser Zeit als "Polenlager" genutzt wird.
Foto: Günter Vogler / StadtAKE